Das Leben im Feldlager... ...und seinen hygienischen Bedingungen sind für einen Menschen aus unseren Breitengraden und unserer Zeit sicherlich nicht mehr vorstellbar. Gehen wir von der Gesamtzahl von ungefähr 60000 Menschen aus, die auf dem Breitwang ihr Lager geschlagen haben, so denken wir nun an den Unrat, die eine solche Menschenmasse verursachte. Essens- und Lagerabfälle, menschliche und tierische Exkremente, die dichtgedrängte Masse an Menschen, Mangelernährung und verunreinigtes Wasser mussten unweigerlich zu schweren Erkrankungen der Menschen und Tiere führen, die sich innerhalb der Lagergesellschaft aufhielten. Mit dem menschlichen Heer zog auch ein Heer von Parasiten, Ratten, Flöhe,Wanze und Krätzmilben, die Krankheiten übertragen können. Hatten sich die Menschen im Feldlager "gemütlich" eingerichtet und eine trockene, warme Lagerstatt stand ihnen zur Verfügung war es nicht unwahrscheinlich das eine Schar Wanzen diese Lagerstatt mit ihnen teilten. Die Wanze ist ein 5 bis 8mm großes Insekt, welches sich vom Blut der Menschen ernährt. Durch den Wanzenstich gelangt deren Speicheldrüsensekret in den menschlichen Organismus. Mit seiner toxischen Wirkung ruft es im Bereich des Stichs einen unangenehmen Juckreiz hervor. Der betroffene Mensche kratzt und kratzt sich. Hierbei besteht weiterhin die Gefahr von großflächigen Hautentzündungen und die Eröffnung von weitern "Eintrittspforten" für Erreger und Keime. Um sich vor Feinden zu schützen sondert die Wanze einen unangenehmen süssen Geruch ab. Dieser ist bei starkem Befall durch Wanzen besonders ausgeprägt. Ständiger Begleiter der Menschen im Feldlager, die Ratte und mit ihr in Verbindung der Rattenfloh, welcher gemeinhin als Überträger der Pest bekannt wurde. Durch den Stich eines Rattensflohs kommt es zur Übertragung des Pestbakteriums, welches innerhalb weniger Stunden bis Tagen zum Ausbruch der Beulenpest, benannt nach der starken Schwellung der Lymphknoten mit den Symptomen, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Benommenheit führt. Durch Streuung der Bakterien im Körper des Betroffenen kommt es zur Pestsepsis, welche unbehandelt unweigerlich zum Tod des Betroffenen führt. Im Jahr 1633 ereilte diese Erkrankung z.B. den kaiserlichen Generalwachtmeister Heinrich Holk auf seinem Feldzug nach Sachsen. Insgesamt starben im 30-jährigen Krieg wohl mehr Menschen durch Seuchen / Erkrankungen und Hungertod, als durch die direkte Einwirkung von Kampfhandlungen, Schlachten und Plünderungen. Durch Läuse, Milben, Zecken und Flöhe konnte Fleckfieber auch als Hunger- und Kriegsthyphus bezeichnet, übertragen werden. Hockte eine Kleiderlaus im Wams eines Landknechts war es ihr ein leichtes diese Krankheit zu übertragen. Starb der Söldner in der Schlacht, so starb die Laus nicht mit ihm! Wurden seine Kleider geplündert, was damals an der Tagesordnung stand, hatte die Laus einen neuen Wirt gefunden und somit weiterhin die Möglichkeit diese Krankheit zu übertragen. Nach Hans Conrad Lavaters Kriegsbüchlein aus dem Jahr 1644 unter dem Abschnitt "...von montierung gemeiner Soldaten..." sollten "...seine Kleider wenig fällt und näht haben / darin sich das unzifer nicht setzen..." Wie es scheint war den Menschen jener Zeit die Gefahr wohl bewusst, die von den genannten Parasiten ausging. (HCL) Durch verunreinigtes Trinkwasser und Lebensmittel wurden weitere Krankheiten, wie z.B. die Ruhr, übertragen. Die genannten Erkrankungen sind in unseren Tagen immer noch aktuell. Jeder kennt Berichte aus den Medien in denen es um Flüchtlingslager, Mangelernährung und Krankheiten geht! Noch heute sind Menschen von den o.g. Krankheiten betroffen! Die "medizinische" Versorgung jener Zeit... ...wurde von Feldschern, Wundärzten und Badern besorgt. Wurde ein Söldner verletzt so begab er sich in die Hände eines Feldscherers, einer Art Militärarzt der sich sein Wissen nicht durch ein Studium angeeignet hatte, sondern ein spezialisierter Handwerker war. In günstigstem Fall hatte sich der Feldscher sein Wissen bei einem Bader angeeignet. Der Beruf des Baders hatte sich schon im Mittelalter gebildet und umfasste Gebiete der Chirurgie, der Augen- und Zahnheilkunde, des Aderlass und des Schröpfens und Badewesens.
Bereits zum Anfang des 16. Jahrhunderts hatte der Strassburger Chirurg Hans von Gersdorff sein "Feldbuch der Wundtarzney" verfasst. Er beschreibt schon zu dieser Zeit, wie und mit welchen Mitteln zum Beispiel Schussverletzungen zu behandeln sind. Die Methodik änderte sich bis zum 17. Jahrhundert sicherlich wenig. So wurde bei einer Schusswunde mit dem Einbringen eines "Suchers", einem Stilartigen mit einem kleinen Löffel versehenen Instrument, in der Wunde nach dem Geschoss getastet. Nach Bedarf konnte der Feldscher mit einer Spreizzange die Eintrittspforte weiten und falls möglich die Kugel mit einem dem Sucher ähnlichen Instrument anbohren und herausziehen. Anschließend wurde die Wunde mit einem Brandeisen ausgebrannt. Die "Operation" erfolgte ohne Narkose, unsteril! Unvorstellbar welche Schmerzen ein Mensch der so behandelt wurde durchstehen musste. Hier half vielleicht ein großer Schluck aus der Brandweinflasche und ein mit Leder bezogener Keil im Mund des Patienten bis er in die Bewustlosigkeit fiel. Das Ausbrennen der Wunde, die unsterile Behandlung der Verletzten musste unweigerlich zu schweren Infektionen und letztlich auch zum Tod des Verletzten führen. So stand es um einen Verletzten sicherlich nicht gut bestellt. Bei guter Verfassung des Patienten hatte er sicherlich eine höhere Überlebenschance. Bei extremen Verletzungen der Gliedmaßen wurden diese nach einem genau geregelten Ablauf amputiert. Ebenfalls ohne jegliche Narkose und in unsterilem Zustand. Hatte der Patient überlebt so war er als Söldner seiner Existenz beraubt, da er aufgrund seiner Einschränkung nicht mehr dem Kriegshandwerk nachgehen konnte. |